Mini-Spiel: Mit 911 Operator Notrufe koordinieren

Das Telefon klingelt, ich gehe ran. „Notrufzentrale, wie kann ich helfen?“ – „Oh mein Gott!“ ruft der Anrufer ins Telefon. „Ich habe mir das Bein abgehackt!“ Ohje, denke ich und sage „Bleiben Sie ruhig. Was ist passiert?“ – „Ich bin bei meinen Cousin und wir haben mit Werkzeugen gearbeitet und mein Bein wurde eingeklemmt“ – „Wo sind Sie?“, frage ich und schaue, welcher Krankenwagen gerade einsatzbereit ist. Er nennt mir die Adresse. Auf der Karte schicke ich den Wagen dorthin, er braucht leider ein wenig Zeit. „Ziehen Sie Ihr T-Shirt aus“, weise ich den Verletzten an. Er muss die Wunde dringend abbinden, bis Hilfe eintrifft. Gleichzeitig blinkt auf der Karte schon die nächste Meldung auf.

Der Job eines Disponenten in der Notrufzentrale ist stressig, aber auch sehr spannend, merke ich. Zumindest im Spiel 911 Operator, das ich heute vorstelle.

911 Operator

Einleitung zu 911 Operator

Kurz zusammengefasst geht es bei 911 Operator darum: Du reagierst auf Notrufe in einer bestimmten Stadt und koordinierst den Einsatz der Rettungskräfte. Du musst entscheiden, wie dringlich Fälle sind und welche Einheit du am besten schickst. Mehrere Polizeistreifen, Feuerwehrautos und Krankenwagen stehen unter deinem Befehl und du entsendest sie direkt per Klick auf die Karte. Dort angekommen, versuchen sie, den Fall zu lösen, was nicht immer so einfach ist, weil aus einem geklauten Auto auch schnell mal eine Schießerei mit Verletzten werden kann.

Die Telefonrufnummer 911 ist die amerikanische Notrufnummer. Diese Nummer ruft man an, wenn ein Notfall irgendeiner Art besteht. Im Großteil der restlichen Welt gilt als Äquivalent die 112, in Deutschland haben wir allerdings noch die 110 für Polizei. (Überblick über die Notrufnummern in Deutschland)

Je mehr Fälle du richtig löst, desto besser ist dein Ruf und desto mehr Geld bekommst du am Ende einer Schicht, die immer nur acht Minuten andauert. Eine schnelle Runde passt also eigentlich immer mal rein :D

Dass 911 Operator einen ernsten Hintergrund hat – nämlich Notfälle – bemerkt man an den Ladebildschirmen. Hier gibt es nicht etwa wie in anderen Spielen schicke Artworks, sondern relativ dröge Listen mit wichtigen Informationen:

  • so erkennst du einen Schlaganfall
  • so leistet du Erste Hilfe
  • so setzt du effizient und präzise einen Notruf ab
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Trailer zu 911 Operator

Einfacher Aufbau, anspruchsvolles Gameplay

Als Notruf-Disponent in 911 Operator hast du nichts außer der Karte deiner aktuellen Stadt vor dir. Auf der Karte siehst du, wo es zur Zeit Notrufmeldungen gibt, wo deine Einsatzkräfte unterwegs sind und wohin sie fahren. Krankenhäuser, Polizeistationen und Feuerwachen sind ebenfalls mit einem Symbol gekennzeichnet. Hier kannst du deine Feuerwehrautos und Rettungswägen parken, wenn sie gerade nicht unterwegs sind. Dabei solltest du aber bedenken, sie nicht im hinterletzten Stadtviertel abzustellen, denn bei Eingang eines Notrufs sollen sie ja schnell an Ort und Stelle kommen können.

Den Weg zur genannten Adresse suchen sich die Fahrzeuge von selbst. Wenn nötig, kannst du Fahrzeuge, die bereits zu einem Einsatz unterwegs sind, noch umdisponieren. Die Katze im Baum ist eben doch nicht so wichtig wie ein brennendes Haus. Deswegen ist es wichtig, einen Übersicht der aktuellen Fälle im Kopf zu haben, um die Notrufe und Einsatzfahrzeuge priorisieren zu können.

Das Spiel macht wirklich Spaß, wenn du dein Organisationstalent trainieren willst. Es prasseln viele Meldungen auf dich ein und du musst schnell Entscheidungen treffen. Das Konzept von 911 Operator ist also wirklich einfach, aber kann durchaus fordern. Als ich es „nur mal kurz“ ausprobierte, stellte ich fest, dass auf einmal zwei Stunden vorbei waren :D

Normale Meldungen auf der Karte

Als Operator bearbeitest du Meldungen verschiedener Art. Die meisten ploppen einfach auf, du klickst drauf und siehst dann, um was es geht. Auf der Karte siehst du gleich, wo der Vorfall sich ereignet hat, und das Kartensymbol trägt auch eine, zwei oder sogar alle drei von insgesamt drei Farben, wobei jede Farbe für die Art des Notfalls steht.

  • Weiß bedeutet medizinischer Notfall
  • Blau steht für Polizei
  • Rot für Feuerwehr.
Kartenansicht mit Einsatzfahrzeugen und Meldungen
Das blau-weiße Symbol rechts bedeutet, dass Polizei und ein Rettungswagen benötigt werden

Diese Fälle sind meistens einfach zu bearbeiten – wer faul ist, braucht die Meldung nicht mal lesen, sondern entscheidet allein aufgrund der Meldungsfarbe, was zu tun ist. Das haut in den meisten Fällen hin – find ich aber blöd. Als Koordinator sollte man sich doch schon kümmern. Manchmal weiten sich aber vermeintlich einfache Fälle auch aus, so dass die eingesetzten Polizisten auf einmal Verstärkung brauchen oder jemand verletzt wurde, so dass noch ein Krankenwagen nötig ist.

Sind Einsatzkräfte am Ort des Vorfalls angekommen, kannst du beobachten, was passiert. Eine Anzeige informiert dich beispielsweise darüber, dass ein Ordnungsgeld ausgesprochen wird oder Rettungskräfte jemanden versorgen. Du siehst, wer verletzt ist und kannst ggf. Unterstützung zuschicken, wenn du siehst, dass nicht alle Verletzten versorgt wurden.

Polizisten sind unter Beschuss und benötigen Verstärkung
Polizisten sind unter Beschuss und benötigen Verstärkung

Viele Fälle lassen sich direkt vor Ort regeln und das Einsatzfahrzeug ist danach bereit für den nächsten Einsatz. Manchmal müssen aber auch Verletzte oder Verhaftete ins Krankenhaus/Gefängnis transportiert werden – da kann es sein, dass die Polizisten vor Ort etwa nach einem Gefangenentransport fragen, also einem weiteren Fahrzeug mit genug Platz für alle Gangster.

Deine Einsatzkräfte setzen übrigens auch Statusmeldungen über Funk ab (auf englisch). So informieren sie dich über den Stand der Dinge, etwa wenn ein Fall abgeschlossen ist oder Verletzte zum Krankenhaus gefahren werden. Das siehst du zwar auch auf der Karte, aber zuhören kann tatsächlich helfen, besser den Überblick zu behalten.

Highlight: Die Notrufnummer

Hin und wieder klingelt das Telefon und du musst im Gespräch mit verschiedenen Dialogoptionen herausfinden, was wo passiert ist und was benötigt wird. 50 vertonte Anruf-Dialoge soll es geben. Und da ist auch wirklich alles dabei: Vom vermuteteten Drogenkoch in Albuquerque (haha, Breaking Bad lässt grüßen!) über die Katze im Baum, Unfälle auf Straßen, Einbrüchen, betrunkenen Schlägern, abgetrennten Gliedmaßen, bis hin zu Großbränden und bewaffneten Raubüberfällen kann alles passieren.

Notrufmeldung: Der Anrufer kann sich nur gebrochen ausdrücken
Sprache als Hindernis: Hier kann der Anrufer nicht richtig ausdrücken, was passiert ist

Aber nicht immer ist ein Anrufer auf der Notrufnummer 911 auch ein Notfall – so gibt es Anrufe von Kindern, die Hilfe bei ihren Hausaufgaben wollen, manchmal wählt ein Handy in der Hosentasche selbst die Nummer oder eine Spielefirma ruft an, weil sie ein Computerspiel über die Arbeit von Rettungskoordinatoren entwickeln will und dazu Infos aus dem Notrufzentralen-Alltag braucht (:D).

Allerdings ist auch nicht immer klar zu erkennen, ob es sich um einen Notruf handelt. Wenn jemand anruft und nichts sagt – ist das dann ein Scherz, oder kann er einfach nichts sagen, weil er entführt wurde und er sich nicht verraten darf? Oder eine Mutter ruft panisch an, weil ihre 14jährige Tochter durchdreht und alles kurz und klein schlägt. Was machst du dann? Schickst du ein Fahrzeug hin, das dann an in einem dringenderen Notfall fehlen könnte? Schätzt du einen Notfall dagegen als nicht ernstzunehmend ein, dann siehst du das hinterher in der Zusammenfassung: Du verlierst einige Rufpunkte und schämst dich, weil deine Einschätzung falsch war.

Anruferin meldet eine Fledermaus in ihrer Wohnung. Eine Gesprächsoption wäre, Batman zu ihr zu schicken
Ist eine Fledermaus in der Wohnung ein Notfall? Oder könnte auch Batman helfen (Gesprächsoption)? ;D

Die Vertonung der Gespräche ist übrigens klasse. Die gesprochene Sprache ist englisch, aber die Texte werden mit Untertiteln auf deutsch auch wörtlich übersetzt. Die Anrufer klingen völlig unterschiedlich und spielen ihre Rollen super. Meistens hört man auch noch, was im Hintergrund los ist. Etwa, wenn eine Frau sich vor ihrem gewalttätigen Ex im Bad eingeschlossen hat und der gerade auf die Tür einschlägt. Oder wenn ein Mann atemlos über die Straße läuft.

Ziel des Spiels?

Gibt es ein Ziel? Eigentlich nicht. Mein Ziel ist, möglichst effizient auf alle Meldungen und Notrufe zu reagieren. Dafür gibt es eine Effizienz-Anzeige, die das bewertet. Sie scheint mir manchmal ein wenig unfair zu sein – denn ich kann extrem effizient alle Fälle lösen und trotzdem zu wenige Einsatzkräfte haben, so dass ich nicht rechtzeitig allen Meldungen nachgehen kann. So eine 38%-Anzeige ist dann doch ein harter Schlag :D

Zu Beginn sagte ich, dass eine Schicht nur acht Minuten dauert. Das stimmt – bedingt. Nach acht Minuten erhältst du keine weiteren Notfallmeldungen mehr, musst deine aktuellen Einsätze aber noch abschließen, was nochmal zwei bis drei Minuten dauern kann.

Danach landest du in einem Übersichtsbildschirm, in dem alle Meldungen aufgelistet werden. Du siehst, wo du Ruf gewonnen- und wo du eher einen schlechten Job gemacht hast. Im schweren Modus wurde ich auch mal gefeuert, weil ich einfach nicht genug Einsatzkräfte hatte :O

Übersicht über die Notrufmeldungen
Meine Wall of Shame relativ am Anfang

Im Anschluss stehst du wieder in der „Lobby“ und kannst dein sauer verdientes Geld für neue Einsatzfahrzeuge, neues Personal oder Equipment ausgeben. Deinen Ordnungshütern kannst du beispielsweise schusssichere Westen oder Sturmgewehre verpassen, so dass ein heißes Pflaster wie Chicago nicht mehr zu so vielen „krankheitsbedingten Ausfällen“ führt – Verletzungen während des Einsatzes bedeutet, dass die verletzten Einsatzkräfte erstmal nicht mehr zur Verfügung stehen.

Übersicht über dein Team und Aufstockungsoptionen
Neues Equipment gefällig?

In der eigenen Stadt spielen

Witzig finde ich die Möglichkeit, in der eigenen Stadt zu spielen. Dazu nutzt du einfach die Suchmöglichkeit und die Daten deiner Stadt werden dann runtergeladen. Du bekommst nicht optisch die passende Karte, sondern auch die richtigen Straßennamen und sogar die korrekten Positionen von Krankenhäusern, Polizei und Feuerwehr. Operator 911 hat Zugriff auf die Daten aus Open Street Map, so dass wir tatsächlich mit realen Karten und Locations spielen.

Ich habe das mit Heidelberg ausprobiert und in Operator 911 ist alles am richtigen Platz. Die Feuerwache kenne ich ja selbst ganz gut, als ich dort mein abgeschlepptes Auto freikaufen musste :D

Es hat also definitiv was, in einer Stadt, die du kennst, für Ordnung zu sorgen. Du kennst viele Straßen, durch die deine Einsatzkräfte dann fahren, hast bestimmte Kreuzungen vor Augen. Als dann in einer bestimmten Straße ein Raser gemeldet wurde, dachte ich, joah, das passt :D War aber natürlich nur Zufall, ganz so gut kennt das Spiel die Stadt dann auch wieder nicht.

911 Operator in Heidelberg
Warum nicht mal in der eigenen Stadt spielen (hier: Heidelberg)?

Für Schmunzler hat auch immer gesorgt, was in Heidelberg so alles gemeldet wird. Drogenschmuggler in Bergheim, Schießereien auf dem Emmertsgrund (okay … das stimmt sogar), Großbrand in einer Fabrik in der Altstadt – einfach Großstadt-Crime im beschaulichen Heidelberg, das passt eigentlich so gar nicht. Hier sollte es mehr Autounfälle oder betrunkene Studenten geben ^^

Was außerdem nicht passt, ist die Sprache der Notrufe. Die bleibt natürlich American English. Trotzdem ist es nett, ein Spiel in die gewohnte Umgebung übertragen zu sehen.

Fazit zu 911 Operator

911 Operator erschien bereits 2016 und ist für den PC (~ 15 Euronen), aber auch im Google Play Store für Android-Geräte (3-7 €) verfügbar. Getestet habe ich die Steam-Version.

Der aufmerksame Leser hat wahrscheinlich schon erkannt, wo das Problem bei 911 Operator liegt. 50 vertonte Dialoge – aber irgendwann hat man sie alle mal gehabt. Am Anfang macht das Spiel großen Spaß, weil es wegen der super Dialoge und der unterschiedlichen Städte abwechslungsreich ist. Nach einiger Zeit aber wiederholt sich alles.


911 Operator

Dennoch würde ich das Spiel weiterempfehlen – für einen so kleinen Taler lernt der Spieler einiges. Für mich waren vor allem die Anrufe spannend, die teilweise so wirr sind, dass es sich nur um Beispiele aus dem echten Leben handeln kann. Neben Scherzanrufen bekommt es die Hotline mit echt dramatischen Fällen zu tun, bei denen der Anrufer erstmal beruhigt werden muss, um überhaupt zu erklären, was vorgefallen ist. Oft genug ärgerst du dich auch darüber, dass die Anrufer einfach keine präzisen Angaben machen. „Hilfe, es brennt!“ oder „Mein Auto wurde gestohlen!“ ist eben nicht hilfreich, um Hilfe leisten zu können.

Auf diese Weise lernen wir, mit was sich so ein Koordinator herumschlagen muss – und zumindest ich gelobe mir, dass ich – sollte ich einmal anrufen müssen – gleich meine Adresse dazu sage und wer alles beteiligt ist :D Beeindruckt hat mich außerdem, dass die Bandbreite an Meldungen sehr groß ist und nicht immer lässt sich sofort die Dringlichkeit einschätzen. Wann soll man dem Anrufer empfehlen, doch bitte zum Arzt zu gehen, anstelle die Notrufnummer zu blockieren?

Liste mit Hinweisen, welche Informationen für die Notrufzentrale relevant sind
So solltest du mit einem Notruf-Disponenten sprechen

Mein Fazit zum Fazit lautet also: Dieses Spiel ist keine Geldverschwendung. Ein paar Stunden kann es auf jeden Fall gut unterhalten, und wir lernen tatsächlich einiges über die Arbeit in einer Notrufzentrale.

4 Comments

  1. Ich habe mir das Spiel vor zwei Wochen auf Steam im Angebot gekauft. Für zwischendurch macht es echt Spaß, inzwischen habe ich fast komplett Berlin auf meinem Schirm.
    So nach dem Feierabend macht das Spiel Spaß, langfristig ist es aber doch eher einseitig. Der Kauf war trotzdem keine Fehlentscheidung.

    1. Ravana

      Hey Sven,
      vielen Dank für den Hinweis! :D Wow, das ist ja ein toller Tipp, eine fast schon authentische Leitstellensimulation :-) Habe es mir gerade angeschaut und schon einen ersten Rettungswagen verschickt :D Tolle Sache und deutlich anspruchsvoller als 911 Operator!

      Liebe Grüße
      Debbie

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