Phillip P. Peterson – Transport

Dieses Buch erhielt von Lucyda 4 Sterne

Findet man ein Gerät, das man nicht kennt, dann drückt man so lange auf Tasten herum, bis irgendwas passiert. So auch in Transport. Nur dass es hier keine Spülmaschine oder ein Videorecorder ist, sondern ein Transportportal für interstellare Reisen. Eine Bedienungsanleitung liegt leider nicht bei, deswegen sterben Menschen gelegentlich bei der Anwendung. Es müssen also „Freiwillige“ her, die so lange herumtesten, bis jemand herausfindet, wie man den Transporter nun sicher benutzen kann.

Philip P. Peterson - Transport

Transport: Handlung

Autor: Phillip P. Peterson
Titel: Transport
Erstausgabe: 2014
298 Seiten
ISBN: 978-3842330610
Verlag: Books on Demand
In naher Zukunft wird vor der Küste der USA ein großes außerirdisches Objekt gefunden. Das Militär holt sich das Objekt und unter größter Geheimhaltungsstufe finden Tests statt, um herauszufinden, was das Ding ist und wie man es benutzt. Schnell stellt sich heraus, dass es eine Art Beamvorrichtung zu fremden Planeten, Monden und Sternen ist – ein Transporter. Auf die harte Tour lernen die Forscher aber auch, dass die Benutzung des Transporters alles andere als ungefährlich ist. Es gibt keine Möglichkeit, vor dem Transport zu prüfen, wohin die Reise geht. Als nach dem ersten erfolgreichen Transport beim nächsten Versuch ein Freiwilliger stirbt, weil er in Umgebung mit tausendfach höherer Schwerkraft transportiert wurde, werden die Versuche sofort eingestellt.

Präsident Bigby verlangt aber, dass die Wissenschaftler herausfinden sollen, wie der Transporter funktioniert. Man weiß schließlich nicht, ob nicht auch die Chinesen ein solches Gerät gefunden haben. Da muss man auf jeden Fall einen Schritt voraus bleiben. Und die Lösung des Rätsels muss irgendwo auf einer anderen Welt zu finden sein. Also wird der Entschluss gefasst, zum Tode verurteilte Häftlinge für die Transporte einzusetzen.

Der Deal sieht so aus: Jeder Häftling muss zehn Einsätze absolvieren. Überlebt er sie, ist er frei. Die Häftlinge wissen aber nicht, um was für Einsätze es genau geht, das ist schließlich geheim. Sie wissen auch nicht, dass die Erfolgsquote nicht besonders gut aussieht: Es gibt sehr viele lebensfeindliche Umgebungen für Menschen. Hitze, Kälte, Schwerkraft, Druck, säurehaltige Atmosphäre.. Das alles bekommt dem Menschen gar nicht gut. Die Hoffnung aller Beteiligten liegt darauf, dass die Versuchskaninchen während ihrer Missionen Hinweise auf die Erbauer des Transporters und dessen Funktionsweise erhalten.

Transport: Rezension

Wir erleben „Transport“ aus der Sicht des Todeskandidaten Russell. Er ist ehemaliger Elitesoldat, der für eine Affekthandlung zum Tode verurteilt wurde. Russell ist wie die Handvoll andere Häftlinge nicht besonders glücklich mit der Art der Einsätze, die er absolvieren soll. Es handelt sich immerhin um eine Art Russisches Roulette – nur dass niemand weiß, wie viele Patronen in der Trommel sind. So begleiten wir Russell auf seinem Weg. In der Gruppe der Häftlinge gehört er zusammen mit Elise, der einzigen Frau unter den Kandidaten, zu den pragmatischen Persönlichkeiten, die diese Einsätze und den möglichen Tod als Buße für ihre Verbrechen ansehen. Andere Kandidaten wollen sich mit den Transporten nicht einfach abfinden und protestieren derb dagegen oder versuchen auch zu fliehen.

Die Frage der Moral, Häftlinge für die Transporte einzusetzen, ist auch wichtiger Bestandteil des Buchs. Die Kandidaten wissen schließlich nicht, ob sie ihre Transporte überleben und nicht etwa sofort zerquetscht oder aufgelöst werden. Rückzug vom Vertrag ist nicht möglich. Ist es also ethisch überhaupt vertretbar, Menschen entgegen ihres Willens in diese Maschine zu setzen und ihnen dafür zuvor ein Beruhigungsmittel zu verabreichen, mit denen sie kaum mitbekommen, was passiert?

Wie liest sich Transport?

Wie auch in Paradox geizt Peterson nicht mit derber Sprache und Kraftausdrücken. Das macht die Charaktere glaubwürdig und menschlich – im Gegensatz zu etwa Lems Fiasko, wo die Herren Kosmonauten die Umgangsformen eines gehobenen Salons an den Tag legen.

Ansonsten leistet sich Peterson in seinem Erstlingswerk Transport nicht allzuviele Abschweifungen. Auf knapp 300 Seiten wäre das auch gar nicht möglich. Im Mittelpunkt stehen der Transporter und die knallharten Aussichten, die die „Freiwilligen“ akzeptieren müssen.  So kann man Transport wirklich gut und flüssig lesen, und selbstverständlich möchte man als Leser auch wissen, was hinter dem Transporter steckt und wie diese Transporttechnik die menschliche Gesellschaft verändern kann.

Am Ende des Buchs erhalten wir auch Antworten auf unsere Fragen – auch, wenn der Abschluss völlig anders ist, als wir erwartet haben. Das Buch ist in sich abgeschlossen, es gibt aber trotzdem Nachfolgebände. Die interessieren mich allerdings nicht besonders, da, wie gesagt, der Plot in Transport bereits befriedigend abgehandelt wurde.

Todesstrafe für alle!

In der Abwicklung der Geschichte kann man auf die Grundidee Petersons schließen: Was wäre, wenn wir ein sehr gefährliches außerirdisches Objekt finden, dessen Benutzung scheinbar willkürlich den Anwender umbringt? Das ist zweifellos sehr spannend, aber Peterson hat sich dann wahrscheinlich gefragt, welche Personen so ein russisches Roulette denn mitmachen würde. Freiwillig wohl niemand. Also benötigt er „freiwillige“ Versuchspersonen, die sich nicht drücken können. Häftlinge aus dem Todestrakt mussten her, die keine andere Chance haben, als diese Missionen durchzuführen.

Aber niemand will Kindervergewaltiger, Serien- und Raubmörder als Hauptpersonen und Sympathieträger in einer Geschichte. Also musste Peterson auch das amerikanische Strafgesetz anpassen. Der amtierende Präsident Bigby hat sein Wahlversprechen umgesetzt, die Kriminalitätsrate zu senken und hat die Todesstrafe auch auf kleinere Vergehen ausgeweitet. Auch Ermittlungen und Gerichtsverfahren werden verkürzt. Schuldige wandern im Grunde sofort in den Todestrakt.

Die Protagonisten in Transport sind also im Grunde selbst Opfer: Der eine hat seine Familie durch einen betrunkenen LKW-Fahrer verloren und den dann umgebracht, der andere erschießt den Liebhaber seiner Frau im Affekt, wieder ein anderer ist ein Whistleblower und sah es als seine Pflicht an, die Öffentlichkeit über eine grausame Waffe der Regierung zu informieren.

Ich kann sehr gut nachvollziehen, warum Peterson die Todesstrafe ausgeweitet hat. Nicht ganz verständlich ist, wie sich diese „Todesstrafe für alle“ einfach protestlos in der Gesellschaft durchsetzen konnte. Affekttaten kann jeder begehen und Fragen wie „gilt das dann auch für Notwehr?“ stellt sich Peterson auch gar nicht erst. Angenommen, so eine Bigby-Doktrin ließe sich tatsächlich einführen, die Todeskandidaten sind teilweise völlig normale Bürger, die in Ausnahmesituationen im Affekt Mist gebaut haben. Verurteilte, wie etwa der Whistleblower, müssten eigentlich als Held gelten, oder zumindest als Sympathieträger. Es ist hier nicht ganz verständlich, warum die Todeskandidaten am Anfang des Buchs trotzdem als Abschaum behandelt werden.

Transport: Wertung

Bewertung: 4/5 Sterne
Mir gefällt Paradox insgesamt besser. Transport ist weniger nachdenklich, dafür aber direkter und hat mehr Action. Ich denke, „gute Unterhaltung“ beschreibt das Buch ganz gut :D

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