The Arrival – Ein Film über den Erstkontakt

Angenommen, eine fortgeschrittene, außerirdische Zivilisation tritt in Kontakt mit der Menschheit. Und niemand hat einen Dolmetscher dabei. Wie kommuniziert man mit ihnen? Und wie findet man heraus, was sie überhaupt wollen? Diesen Fragen stellt sich der Film „The Arrival“.

Meine hohen Erwartungen in den Film wurden nicht enttäuscht, Arrvial ist ein intelligenter Film über den Erstkontakt mit Außerirdischen, der wegen seiner etwas verwirrenden Handlungsstränge nicht unbedingt fürs Popcorn-Publikum gedacht ist. Nachfolgend ein Review zu The Arrival sowie weitere Informationen zum Hintergrund.

Inhalt (natürlich spoilerfrei!)

Filmposter für Arrival

Arrival beginnt ähnlich wie Independence Day: Scheinbar willkürlich verteilt erscheinen über der Erde zwölf riesige eiförmige Objekte – man weiss nicht, woher sie kommen, und vor allem nicht, was sie wollen. Die Antwort auf diese Frage ist die oberste Priorität, denn verständlicherweise ist die Menschheit ein wenig beunruhigt, wenn plötzlich riesige Raumschiffe mit fortschrittlicher Technologie im Vorgarten herumschweben. Hier wird kurz darauf verwiesen, dass die Aboriginees in Australien nach Ankunft der Europäer auch nicht mehr viel zu lachen hatten – das erinnert sofort an Stephen Hawking, der ebenfalls der Meinung ist, dass Vorsicht besser ist als Übermut:

Wenn sich intelligentes Leben (auf Gliese832C) entwickelt hat, sollten wir dazu in der Lage sein, es zu hören. Eines Tages erhalten wir vielleicht ein Signal von einem Planeten wie diesem, aber wir sollten mit einer Antwort vorsichtig sein. Das Treffen einer fortgeschrittenen Zivilisation könnte wie das Treffen der Ureinwohner Amerikas mit Christopher Columbus sein. Das ging nicht wirklich gut aus.

Hawking zitiert aus diesem Artikel
Filmszene Arrival
Die „Muschel“ der USA

Linguistik – alles andere als trockene Theorie!

Glücklicherweise wärmen die Fremden nicht wie in Independence Day gleich den Laser auf. Sie scheinen eher kommunizieren zu wollen. Was gar nicht so einfach ist, wenn man weder ihre Sprache, noch ihre Denkmuster versteht. Daher holt man die Linguistin Louise ins Boot, die helfen soll, eine Kommunikation zustande zu bringen. Sie erklärt auch gleich, dass es nicht so „einfach“ ist, wie die Sprache einer Urbevölkerung zu lernen, denn man weiss nicht, ob die Außerirdischen überhaupt das Konzept einer Frage kennen, und auch nicht, ob sie überhaupt verstehen, was „wollen“ bedeutet, was ja zielgerichtetes Handeln voraussetzen würde.

In Arrival wird deutlich, dass man sich in keinster Weise darauf verlassen kann, dass außerirdische Denkweisen überhaupt nur irgendeinen gemeinsamen Nenner mit menschlichem Denken haben. Die sprachliche Verständigung wird zum wesentlichen Bestandteil des Films: Es geht um die Vermittlung von Konzepten in einem verständlichen Vokabular. Ein Hammer kann ein Werkzeug sein, also etwas Gutes, aber auch eine Waffe – also eine Bedrohung.

Vom Sprechen und Denken

Bei unseren Sprachen sind die Unterschiede der Denkweisen nicht so groß, da wir ja doch alle Menschen sind, die essen und schlafen wollen, auf zwei Beinen gehen und grundsätzlich ähnlich altern. Neben der Hammer-Analogie (Waffe/Werkzeug?) wird im Film ein weiteres Beispiel für unterschiedliche Denkweisen, die sich in Sprache ausdrücken, geliefert: Die Protagonistin erklärt, dass das Sanskrit-Wort für „Krieg“ nichts anderes bedeute als „Verlangen nach mehr Kühen„. Ob das in letzter Konsequenz so stimmt, weiss ich nicht.

Es ist auf jeden Fall ein gutes Beispiel:  Man muss sich nur anschauen, worauf unsere modernen Wörter teilweise im Alt- und Mittelhochdeutschen basieren. Während der eine also über Krieg, Tod und Zerstörung redet, deutet der andere an, dass er lediglich ein Bedürfnis hat, dessen Erfüllung nicht mal unbedingt Waffengewalt voraussetzt, sondern vielleicht auch nur durch eine einfache Heirat mit Mitgift zu lösen ist..

Die Annäherung, das Finden einer Kommunikationsmethode, ist also ein wesentlicher Bestandteil von Arrival, und ich find das überaus interessant gemacht.. Es wird sehr deutlich, WIE fremd die Ankömmlinge wirklich sind, und als wir relativ schnell sehen, dass sie innerhalb ihres Schiffs völlig andere Schwerkraftverhältnisse bereitstellen, so dass unten und oben nicht mehr unten und oben ist, ist das schon ein Ausblick darauf, dass nicht nur die Schwerkraft anders ist.

Wissenschaftler wollen forschen, Militärs wollen schießen

Das Wichtigste ist, herauszufinden, was die Fremden denn wollen. Jede Regierung geht dabei anders an „ihr“ Raumschiff heran, und nicht jeder hat viel Geduld damit, Grundvokabular zu klären. Bei manchen überwiegt die Nervosität, so dass einerseits Misstrauen zwischen den Machtblöcken der Erde entsteht – man möchte ja seine Erkenntnisse nicht unbedingt mit den anderen teilen, um nicht Vorteile aus der Hand zu geben, und andererseits steht die Überlegung im Raum, gegen die Raumschiffe Waffen sprechen zu lassen, um diese Objekte mit ungeklärten Absichten besser schneller zu beseitigen.

Gegen Ende von Arrival sind bei der Suche nach Antworten deutlich Einflüsse von Contact mit Jodie Foster (ein toller Film <3 Die Protagonistinnen beider Filme ähneln sich zudem nicht nur äußerlich) zu erkennen, und dann treten noch deutlicher Bezüge zu Interstellar hervor. Zeit und Raum geraten ein wenig durcheinander, während der Protagonistin langsam klar wird, was sie zu tun hat und um was es eigentlich geht.

Der deutsche Trailer

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Meiner Meinung nach sieht man hier zuviel Action, was suggerieren könnte, dass der Film dem Action-Genre zuzuordnen ist. Der Spoiler spiegelt also den eigentlichen Filminhalt etwas verzerrt wieder.

Meinung zum Film

Bin ja immer sehr froh über ernstzunehmende Science-Fiction-Filme, insbesondere, wenn nicht Marvel oder DC draufsteht :D

An dieser Stelle ein klitzekleiner Seitenhieb, den ich gestern beim Lesen von Reviews über Arrival dazu gefunden habe, und der das perfekt in Worte fasst:

„Gibt es eigentlich intelligentes Leben in Hollywood? Eine Weile war man geneigt, die Frage positiv zu beantworten, doch in jüngerer Zeit überwiegt der Eindruck, als würden gewinnmaximierende Computerprogramme den Filmausstoß steuern und als fielen ihnen zu diesem Zweck nur noch Superhelden ein. Die Starttermine für immer neue Marvels liegen bis ins Jahr 2020 fest.“ [Quelle: Arrival-Review auf welt.de]

Ich finde, dass der Film sehr gut ausdrückt, was so eine Ankunft für Ängste und Sorgen in der Weltbevölkerung auslösen würde. Hierzu werden immer wieder kurze Nachrichtenauszüge von Aufrüstung, Plünderungen und Sekten-Selbstmorden gezeigt. Andererseits kommt auch sehr gut durch, wie ehrfurchtgebietend so eine Begenung mit außerirdischem, intelligenten Leben sein muss.

In diesem Film sind die Wesen zudem noch sehr groß und kein bisschen humanoid gestaltet. Das ergibt ja auch Sinn: Die Wahrscheinlichkeit, dass Außerirdische uns äußerlich ähneln, ist mehr als winzig. Typisch menschliches Denken, wir sind die Krone der Schöpfung, besser geht es nicht, deswegen müssen andere Zivilisationen uns natürlich ähnlich sehen (denken wir doch nur an Klingonen oder Vulkanier aus Star Trek.. :D). Das ist hier nicht so, die Außerirdischen sind sehr geheimnisvoll und aufgrund ihrer Erscheinung und ihrer Geräusche ziemlich beängstigend.

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Vergleich mit anderen Filmen

Vergleicht man The Arrival mit Interstellar, ist Interstellar der einfachere Film. Wenn man im Kino gut aufpasst und ein wenig Vorbildung hat, dann ergibt alles einen Sinn. Bei Arrival könnte man sich fragen, was zur Hölle da gerade passiert ist, und dass das doch alles unlogischer und unverständlicher Mist ist. Ja, am Ende bleiben Fragen offen, nicht nur zu den bemühten Konzepten mit dem Zeitablauf, sondern auch sehr praktische Ungereimtheiten.

Allerdings ging es mir jedenfalls so, dass die Eindrücke des Films meinen Ärger über die offenen Fragen weit überwogen haben. Der Film schafft es im wahrsten Sinne des Wortes, den Kreis zu schließen (man versteht die Aussage, nachdem man ihn gesehen hat :D). Alles ist einerseits gegenläufig, nähert sich dadurch aber von verschiedenen Seiten wieder aufeinander zu.

Also, als Fazit: Der Film ist kein Unterhaltungskino, er ist ein wenig anstrengender. Wer nur Explosionen, CGI und lockere Sprüche sehen will, der sollte auf Guardians of the Galaxy 2 warten (ich werd den auch schauen… Unterhaltungskino heisst eben doch „Unterhaltung“.. ^^ Aber er wird meine Fantasie nicht anregen). Arrival zeigt, dass die Ankunft von Außerirdischen nicht zwangsläufig zum pathetischen „Wir gegen sie“-Spektakel á la Independence Day [Review zu Independence Day 2] oder Krieg der Welten werden muss. Ich find ihn großartig! Auch wenn er trotzdem noch hinter Interstellar rangiert <3

Der Sinn von The Arrival: Achtung, Spoiler!

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Hier nicht weiterlesen, wenn du The Arrival noch nicht gesehen hast!

Im Film wird angesprochen, dass das Lernen einer neuen Sprache das Gehirn neuronal neu vernetzt, da Sprache auf Denkmustern basiert. Wenn die zugrunde liegenden Denkmuster anders sind, kann man auch neue Denkweisen kennenlernen. Von Außerirdischen darf man annehmen, dass ihre Denkweise sich sehr von unserer unterscheidet. Wenn sie vielleicht nicht verstehen können, was eine Frage ist, was „wir“ und „ihr“ bedeutet – weil es das bei ihnen vielleicht nicht gibt – dann vermittelt ihre Sprache definitiv andere Denkweisen.

Es erscheint allerdings erst merkwürdig, dass Louise nur aufgrund des Lernens ihrer Sprache auf einmal in die Zukunft schauen kann.

Was ist überhaupt Zeit?

Aber: Auch das Konzept der Zeit selbst ist überaus fraglich und unklar. Grundsätzlich einfach: Irgendwas ist passiert und liegt seither in der Vergangenheit. Aber so einfach ist es vielleicht gar nicht. So habe ich erst kürzlich einen interessanten (aber auch ziemlich komplizierten) Artikel über die Zeit gelesen: Leben wir in der Vergangenheit eines Parallel-Universums? Ich kann nicht sagen, dass ich alles verstanden habe, aber die Quintessenz ist Einsteins „Zeit ist relativ“, auch wenn es gar nicht primär um Relativitätstheorie geht.

Hier lesen wir:

„In anderen Worten: dieses Modell besitzt eine Vergangenheit, aber zwei Zukünfte. Wie durch die zeitunabhängigen Gesetze der Physik angedeutet wird, kann sich der Zeitpfeil in zwei Richtungen bewegen, auch wenn ein einzelner Beobachter immer nur eine wahrnehmen kann. „Alles verteilt sich auf zwei Zeiträume die sich für immer in zwei Richtungen fortbewegen“, sagt Mercati.“

Wir verstehen einfach zu wenig

Ich weiss nicht, ob Arrival auf eine Theorie wie diese Bezug nimmt, oder einfach nur möglichst unverständlichen Shit zusammengerührt hat. Aber wir sind eigentlich erst vor 150 oder 200 Jahren den mittelalterlichen Kommunikationsmethoden entstiegen. Unsere Karriere als hochtechnisierte Zivilisation hat also gerade erst begonnen. Es gibt unendlich viele Fragen dazu, woher das Universum kommt, wo es hingeht und wie zur Hölle man am Besten einen europäischen Rover unversehrt zum Nachbarplaneten bringen kann. Da ist es vermessen zu sagen, dass Zeit so einfach ist. Wir wissen nur einfach noch nicht mehr. Im Mittelalter sagte man, dass die Hungersnot von Gott gesendet worden sei, weil man meteorologische Einflüsse weder kannte noch verstand.

Im Film passiert also nichts anderes, als dass Louise durch das Lernen der fremden Sprache die Zeit anders wahrnehmen kann und sich dadurch an etwas erinnern kann, was sie noch gar nicht erlebt hat. Klingt echt abgefahren, aber …. es ist alles relativ. Nur weil wir etwas nicht wahrnehmen oder verstehen können, heisst das nicht, dass es unmöglich ist. Das ist Science-Fiction in Reinform! <3

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One Comment

  1. Uli

    Hallo Debbie,
    für Sci-Fi-Filme bin ich auch sehr zu haben. „Arrival“ ist eindeutig einer der besseren, auch wenn der tragische Tod von einem der freundlichen Wesen darin mir nicht gefällt. War das denn unbedingt nötig?! Bei „Interstellar“ kriegte ich zwischendurch Depressionen, umpf … Die Filmmusik von Hans Zimmer ist zu einem Klassiker geworden, bewegend, anrührend: https://www.youtube.com/watch?v=UDVtMYqUAyw

    Leider sind die meisten Zukunftsfilme zu negativ, in Akademien nennt man das vornehm „dystopisch“. Wir sollen denken: Zukunft ist scheiße, immer & immer wieder. Ein paar Ausnahmen gibt es glücklichweise. In zwei mir bekannten Filmen werden Vater-Tochter-Beziehungen in den Mittelpunkt gestellt: „Contact“ mit Jodie Foster (der Wahnsinn, diese paradiesische Strandszene im Inneren des Ringmoduls; oder die Szene, in der Jodie Foster mit einem Laptop auf einem Auto in der Wüste eine ganze Staffel von Großteleskopen neu ausrichtet, schauder …) und „A world beyond“ (https://de.wikipedia.org/wiki/A_World_Beyond). Ich nehme an, die kennst du schon? Wenn nicht, uuuunbedingt ankucken, z.B. online bei Amazon Prime. Einfach herzzerreißend, wie die Tochter ihren Vater vermisst und wegen ihm Astronomin wird.

    Grüße aus Hendesse,
    Uli

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