Khaled Hosseini – Drachenläufer

Dieses Buch erhielt von Lucyda 3 Sterne

Ein Buch, das in einem „normalen“ Afghanistan spielt, ohne Krieg, Taliban und Terrorismus! In den 1970er Jahren sah Afghanistan noch nicht so viel anders aus als westliche Länder. Ein interessantes Buch über die Freundschaft zweier afghanischer Jungen, die sich nach der russischen Invasion aus den Augen verloren haben.

Im Zuge einer Festplatten-Aufräumaktion letzte Woche traf ich (wieder mal) auf eine Datei mit einigen Rezensionen, die ich früher irgendwann geschrieben, aber niemals veröffentlicht habe, warum auch immer. Das hier ist eine davon und ich schätze, dass es etwa 2,5 Jahre her ist, als ich das Buch gelesen habe.

Khaled Hosseini - DrachenläuferErstauflage: 2003
Seitenanzahl: 376 + Anhang
Review online: 22.07.2012

Inhalt. Amir, Sohn eines wohlhabenden afghanischen Industriellen wächst im Kabul der 70er Jahre auf. Afghanistan war zu dieser Zeit ein aufstrebendes islamisches, aber westlich geprägtes Land. Das Buch handelt von Amirs Jugend in Kabul und seiner „ungleichen“ Freundschaft zum gleichaltrigen Sohn des Hausdieners, aber auch von der schwierigen Beziehung zum strengen, aber ehrenhaften Vater „Baba“. Als Amir 12 Jahre alt ist, zerbricht die Freundschaft, obwohl Hassan, Amirs Freund, sich bemüht, sie wieder aufleben zu lassen.

Wenig später beginnt die russische Invasion in Afghanistan und verheert das Land. Amir und sein Vater wandern nach Amerika aus, doch Amir denkt immer an seinen besten Jugendfreund zurück, der in Afghanistan zurückgeblieben war. Im Jahr 2001 erhält Amir einen Anruf von seinem früheren väterlichen Freund Rahim, der ebenfalls in Afghanistan zurückgeblieben ist. Rahim bittet ihn, nach Afghanistan zurückzukehren, das inzwischen von den extremistischen Taliban zu einer ständigen Kriegszone gemacht wurde. Amir habe die Möglichkeit, seine Jugendschuld zu begleichen.

Kritik. Ich hätte nie gedacht, dass Afghanistan – ein Land, das wegen Krieg und Terror in den Nachrichten ist – einmal ein „normales“ Land war. Das allein ist schon sehr interessant, ebenso der Einblick in diese fremde Welt. Im Buch werden auch afghanische Wörter verwendet und man macht sie sich wie selbstverständlich zu Eigen. Die Freundschaft zwischen Amir und Hassan ist wegen ihrer unterschiedlichen Stellungen (Herr und Diener) schwierig, doch Dank Hassan, der für Amir alles tun würde, trotzdem möglich. Und so leidet der Leser selbst fast schon Qualen als diese Freundschaft zerbricht und Amir unfähig ist, sie wieder aufzunehmen sondern im Gegenteil Hassan noch quält und verleugnet.

Das Buch ist niemals langweilig und liest sich die ganze Zeit über flüssig und ist nicht nur wegen der Story selbst interessant, sondern auch wegen dem Schauplatz Afghanistan und der afghanischen Lebensweise.
Die unglückliche Freundschaft zwischen Hassan und Amir ist fast schon tragisch und beim Lesen dachte ich, dass es einem schon selbst weh tut, das zu lesen. Auf der einen Seite der anhängliche und Herzensgute Dienersohn und auf der anderen Seite der Sohn des Hausherrn, der seinen höheren Stand auch gerne einmal auf Kosten seines besten Freundes ausnutzt.

Wertung. 3 Sterne plus
Interessante Lektüre für Jedermann, auch ohne Hintergrundwissen leicht verständlich und mitreißend. Bietet eine Perspektive für eine andere Kultur und Lebensweise, daher noch das +.
Drachenläufer – Zitat
Amir und Hassan gingen oft ins Kino.

Wir sahen unseren ersten Western – Rio Bravo mit John Wayne – zusammen im Park-Kino, das gegenüber von meinem Lieblingsbuchladen lag. Ich weiß noch, wie ich Baba gebeten habe, uns mit in den Iran zu nehmen, damit wir John Wayne kennenlernen konnten. Baba brach in wahre Salven seines kehligen Lachens aus – ein Geräusch, das dem Aufheulen eines Lastwagenmotors nicht unähnlich war – und erklärte uns, als er wieder sprechen konnte, den Begriff des Synchronisierens. Hassan und ich waren fassungslos. Benommen. John Wayne sprach in Wirklichkeit gar kein Farsi, und er war auch kein Iraner! Er war Amerikaner, genau wie die freundlichen, faulen, langhaarigen Männer und Frauen in ihren zerlumpten bunten T-Shirts, die wir immer in Kabul herumlungern sahen. Wir schauten uns Rio Bravo dreimal an und unseren Lieblingswestern, Die glorreichen Sieben, dreizehnmal. Bei jeder Vorstellung weinten wir am Schluss, wenn die mexikanischen Kinder Charles Bronson beerdigten – der, wie sich herausstellte, auch kein Iraner war.

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