Phillip P. Peterson – Paradox 2

Dieses Buch erhielt von Lucyda 2 Sterne

Wir dachten, die Reise der Helios und ihrer Crew in Paradox (Teil 1) wäre zu Ende – dem ist aber nicht so. David, Ed, Wendy und Grace wachen in einer fernen Galaxie wieder auf .. und erhalten von der Nanomaschinenintelligenz einen Auftrag.

Untertitel: Jenseits der Ewigkeit
Fortsetzung von Paradox
Seitenzahl: 290
Erstausgabe: 2017

## ACHTUNG: Wer Paradox 1 nicht gelesen hat, wird hier gespoilert! ##

Paradox 2 – Handlung

In Paradox 1 reiste das Raumschiff Helios an den Rand des Sonnensystems, um dort nachzuforschen, wo ein paar Sonden abgeblieben sind. Am Ende stellte sich heraus, dass das gesamte Sonnensystem von einer Sphäre aus intelligenten Nanomaschinen umgeben ist. Die Crew stirbt, die Erde vergeht wegen innerer Konflikte in einem Atomkrieg. Das war das Ende von Paradox.

In Paradox 2 erwacht die Crew der Helios aber wieder. Sie wurde von der Maschinenintelligenz, den „Fremden“, zum Zeitpunkt ihres Todes weggebeamt bzw. geklont und transferiert. Nun sitzen die vier in einem ausgehöhlten Asteroiden in einer Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie und haben Fragen: Warum leben wir noch? Wie kommen wir hierher? Was ist mit der Erde?

Die Antworten liefert ihnen, zumindest teilweise, …. Einstein. Albert Einstein wurde ebenfalls repliziert und dient den vieren als Ansprechpartner mit den Fremden. Er erklärt ihnen, dass die Fremden herausgefunden hätten, dass das Universum in kürzester Zeit in sich zusammenfallen wird. Deswegen planen sie, ein neues Universum zu schaffen. Das können die Fremden auch, aber ihnen fehlen Messdaten zur Krümmung des jetzigen Universums … und leider sind ihnen entsprechende Sonden verloren gegangen (haha zu Paradox 1 :D).

Jedenfalls: Die vier Menschen sollen’s richten. Sie bekommen ihr Raumschiff zurück, das sie nun in „Magellan“ umbenennen, und das jetzt über einen Antrieb verfügen, der eine super-hyper-imba-nitro-….. die totale  Geschwindigkeit ermöglicht. So kann man damit auch das Ende des Universums erreichen. Nach ihrer Rückkehr dürfen die Menschen, so versprechen es die Fremden, wieder zurück zur Erde.

Paradox 2 – Rezension

Ein Nachfolger für Paradox 1? Der erste Teil ist eigentlich in sich abgeschlossen und ich konnte mir nicht vorstellen, wie Peterson hier einen passenden Anschluss anflechten könnte. Aber die Rezensionen für Paradox 2 sind ziemlich gut, also: Her mit dem Buch!

Leider bin ich damit nicht allzu glücklich geworden – und da sieht man mal, wie subjektiv nunmal Meinungen sind.. Der Anschluss an den ersten Teil gelang nur mit einem klassischen „Deus ex Machina„: Eigentlich gibt es keine Rettung, aber damit es weitergehen kann, wird eben was erfunden. Find ich nicht toll. Aber meine Mängelliste geht noch weiter.

Insgesamt liest sich Paradox 2 sehr technisch, man merkt hier, dass Peterson jede Menge Ahnung hat – kein Wunder, er arbeitet in der Luft- und Raumfahrtbranche.

Peterson versammelt Superlative

Gleich zu Anfang stellt Peterson eine krasse Zahl in den Raum: 87 Millionen Jahre. So viel Zeit ist vergangen seit dem Ende des ersten Buchs. Und so viele Lichtjahre ist die Crew nun von der Erde entfernt. Beides ist kaum vorstellbar – nach 87 Mio. Jahren werden die Kontinente auf der Erde sich fast schon wieder zu einem einzigen Superkontinent vereinigt haben und nichts wird mehr sein, wie es war! Aber ist auch egal, denn 87 Mio. Lichtjahre ist unfassbar weit weg. Unsere große Nachbargalaxie Andromeda dagegen bringt es nur auf 2 Mio. Lichtjahre Entfernung (mit Tendenz zu weniger).

Durch diese wirklich unendlichen Weiten und unvorstellbaren Zahlen wird um ein Vielfaches wirklich alles an Entfernungen übertroffen, was ich jemals in irgendeiner Geschichte gelesen und gesehen habe. Zuletzt hatte ich noch über die Geschwindigkeit von 100.000 Lichtjahren pro Stunde in Kampf der Universen gestaunt, aber das stellt Peterson hier in Paradox 2 mit müdem Lächeln in den Schatten.

Das einzige, was mir an Paradox 2 wirklich gefallen hat, hängt auch damit zusammen. Hier bemerkt man doch irgendwie, dass Zeit relativ ist: Die 87 Millionen (Licht)-jahre am Anfang sind noch klar: Es sind 87 Millionen Jahre vergangen. Aber später rast die Magellan in einer Sekunde durch zig GALAXIEN hindurch und ist damit so extrem schnell, dass sie quasi für die Bewohner einer solchen Galaxie nicht wahrnehmbar und damit gar nicht da ist. Dadurch befindet sie sich sozusagen jenseits von Zeit und Raum.

Während angenommene Wesen Stunden und Minuten auf ihrem Planeten erleben, der laaaaangsam um ihren Stern kreist, fliegt die Magellan in einem Billionstel Bruchteil eines Bruchteils einer Sekunde durch die komplette Galaxie – und die Crew schläft trotzdem 8 Stunden und erlebt Stunden und Minuten. Das heißt, obwohl eine Minute sich letztlich von der Zeit ableitet, die die Erde benötigt, um die Sonne zu umkreisen, bedeutet das etwas ganz anderes, ob man sich auf einem Planeten befindet oder extrem schnell durch das Universum fliegt. Ein merkwürdiges Gefühl!

Die Figuren und deren Zusammenspiel

Unsere aus Paradox 1 altbekannte Crew mit Ed, Wendy, Grace und David ist wie gesagt wieder mit dabei. Ed ist weiterhin das Großmaul und David der schüchterne Physiker. Allerdings würde die Geschichte und das Raumschiff auch komplett ohne die Crew auskommen: Die Fremden bestimmen sowieso alles und lassen die Menschen über vieles im Unklaren. Sie dürfen den Antrieb ein- und ausschalten, alle anderen Parameter brauchen sie nicht zu interessieren. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen nur deswegen dabei sind, damit das Raumschiff nicht so leer ist ^^

Deswegen spielt es überhaupt keine Rolle, was die Crew macht, und dementsprechend austauschbar bleiben auch die Menschen. Dazu kommt noch, dass Peterson versucht hat, eine kleine, aber ziemlich peinliche Liebesgeschichte einzubauen. Das klappt nun wirklich nicht gut und mutet bestenfalls wie eine Teenager-Love Story an, voller schüchterner Blicke und schamesroten Gesichtern.

Fachwissen einfach vermitteln?

Peterson nutzt Paradox 2 auch dazu, Wissen über das Universum zu vermitteln. Aus anderen Rezensionen entnehme ich, dass das sehr gut ankommt und das Buch somit auch als lehrreich empfunden wird. Tatsächlich gebe ich zu, dass mir das während des Lesens nicht besonders aufgefallen ist. Ja, Peterson lässt den Physiker David einiges erklären – ich persönlich wusste aber vieles davon schon. So stach das Buch für mich nicht als „besonders lehrreich“ heraus. Aber das hängt natürlich vom Vorwissen ab :D Neu war mir allerdings die Bezeichnung „Hubble-Volumen“ für den Raum, den wir mit dem Hubble-Weltraumteleskop beobachten können – das ist ein Radius von etwa 14,2 Milliarden Lichtjahren um uns herum :D

Peterson geht dann aber tiefer in die Materie und spricht von verschiedenen Sektionen im Universum, von „Defekten“ und davon, das Universum an dessen Rand zu umrunden. Weil Paradox 2 aber noch immer ein Roman ist, war mir während des Lesens nicht klar, ob alles, was er beschreibt, auch Stand der Forschung ist oder ob er Thesen nimmt und erweitert. Peterson hat zwar Ahnung, und das merkt man, aber das hindert ihn ja nicht daran, ein wenig Fiktion einzubringen.

Ungereimtheiten der Story

### ACHTUNG: Ab hier Spoiler! ###

Die Story konnte mich so oder so nicht überzeugen, aber ein paar Sachen kamen mir komplett unlogisch vor. Kann aber auch sein, dass ich es nur nicht verstanden habe.

Menschen sind gefragt!

Der Auftrag der Crew ist irgendwie … nicht nachzuvollziehen. Das Argument war, dass Menschen „aus dem Bauch heraus“ entscheiden können. Die fraglichen Menschen wurden aber  von den Fremden erst hergestellt bzw. kopiert. Wenn die das können, hätten sie auch einfach einen Menschen herstellen können und ihm seine eigene Identität nehmen, oder? Unlogisch, dass man Menschen im Zeitpunkt ihres Todes scannen und beamen können, aber dabei keine Manipulation anwenden kann.

Und wozu braucht eine so uralte Intelligenz überhaupt bei aller Bauchentscheidungsfreiheit fehlerbehaftete biologische Lebensformen, um einen so profanen Auftrag auszuführen?

Außerdem verstehe ich nicht, wie die Fremden ganze Menschen und deren Gefühlswelten kopieren wollen, ohne mit diesen in Kontakt gestanden zu haben. Es sind doch Beobachter, sie beobachteten die Erde von außen. Wie können sie nun einen Einstein kopieren, der die Erde nie verlassen hat?

Zeitreise und Wurmloch in anderes Universum

Am Ende gelangt die Crew der Magellan wieder zurück auf die Erde VOR dem Atomkrieg. Zeitparadoxon – okay, lassen wir gelten. Aber auf einmal ist auch alles gut, die Maschinenintelligenz, die in Paradox noch die Vernichtung der Erde zugelassen hat, verhindert sie diesmal.

Und stellt der Menschheit ein Portal zur Verfügung, durch das sie innerhalb der nächsten Jahre in ein anderes Universum auswandern soll. .. Ein Wurmloch-Portal in ein fremdes Universum? Wie denn das? Ein Wurmloch funktioniert doch (theoretisch) durch Verbiegung der Raumzeit, die aber doch _natürlich_ Bestandteil unseres Universums ist und sich nicht nach außerhalb fortsetzen kann? Okay, vielleicht habe ich die plausible Erklärung dafür nicht mehr im Kopf.

Was ich Paradox 2 wirklich übel nehme

Die Geschichte führt die gesamte Story von Paradox 1 ad absurdum. Alles, was mich dort beeindruckt hat, wiederlegt Peterson in Paradox 2 wieder. Das Gefühl von Verlorenheit am Rande des Sonnensystems .. – pfah, Sonnensystem, wie bäurisch! Der Tod aller Crew-Mitglieder …- pfah, dann leben sie halt wieder! Der Schock, dass nicht einmal die Erde überlebt…- pfah, dann reisen wir halt in der Zeit zurück und regeln alles!

Das ist der Eindruck, mit dem ich Paradox 2 abgeschlossen habe: Ich nehme dem Buch was übel. Das ist schade – aber war ja irgendwie auch klar, dass auf den guten ersten Band nichts Neues mehr folgen kann, ohne die Ereignisse rückgängig zu machen.

Paradox 2 – Wertung

Bewertung: 2 von 5 Sternen
Ich stand dem Nachfolger von Paradox wirklich von Anfang an sehr skeptisch gegenüber – und das hat sich während des Lesens auch nicht geändert. Die Geschichte hat mich nicht mitgerissen, die Figuren und deren Handlung sowieso nicht. Interessant ist das Spiel mit den riesigen Zahlen: Den Entfernungen, der Geschwindigkeit und der Zeit.

Trotzdem: Meiner Meinung nach muss man Paradox 2 nicht gelesen haben.

Bewertungskategorie StoryBewertungskategorie InnovationBewertungskategorie Fachwissen

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Weitere Rezension zu Paradox 2

Petersons Paradox 2 ist ein mutiges, action- und lehrreiches Sci-Fi-Abenteuer und mein Buchtipp für Leser, die es genauer wissen wollen.

Lächeln von Krearchiv

Sein bisher schwächstes Buch; dennoch 7/10 Sterne für die sehr gewagte Geschichte.

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