Andy Weir – Der Marsianer

Dieses Buch erhielt von Lucyda 4 Sterne

Gestrandet auf dem Mars – ganz allein! Dumm gelaufen, mag man da sagen. Genau das passiert dem Astronauten Mark Watney. Es gibt keinen Sauerstoff, es ist eiskalt, es gibt nicht genug zu essen. Weil der Mars ausgesprochen lebensfeindlich ist, muss er sich in dieser Robinson Crusoe-Geschichte einiges einfallen lassen, um nicht schnell zu sterben.

Andy Weir - Der MarsianerErstauflage: 2014
Seitenanzahl: 508
Erstmals gelesen: Dez. 2014
Info: Rezension der Verfilmung

Der Marsianer: Handlung

In nicht allzuferner Zukunft gibt es bemannte Marsmissionen, ungefähr vergleichbar mit den Apollomissionen zum Mond. Eine Gruppe von sechs Astronauten fliegt also zum Mars, macht dort einige Tage lang Versuche, packt Steine ein und fliegt wieder zurück, fertig. Also keine dicke Marskolonien oder so mit mordsmäßigen überlichtschnellen Raumschiffen und Firlefanz ^^

Jedenfalls: Während der dritten Marsmission, Ares 3, passiert nach ein paar Tagen auf dem Mars ein Unglück. Mark Watney, der Ingenieur und Botaniker der Gruppe, geht in einem Sturm verloren und die restlichen fünf Astronauten halten ihn für tot. Wegen des Sturms muss die Mission abgebrochen werden. Der für tot gehaltene Watney wird zurückgelassen, die Crew startet und tritt den mehrere Monate lang andauernden Rückflug zum Mars an.

Watney ist aber nicht tot, er erwacht aus einer Bewusstlosigkeit und muss feststellen, dass er der einzige Mensch auf einem extrem lebensfeindlichen Planeten ist, und für diesen Fall hat die NASA nicht zufällig Vorbereitungen getroffen. Der Proviant ist stark limitiert und die Funkantenne wurde während des Sturms zerstört. Die ersten Worte des Buchs, geschrieben als Logbuch von Mark Watney, lauten demenstpechend: „Ich bin sowas von im Arsch. Das ist meine wohlüberlegte Meinung. Im Arsch.“

Der Marsianer: Rezension

Diese erste Worte riefen bei mir erstmal ein Nicken hervor. Man muss sich das vorstellen: Der einzige Mensch auf dem Mars. Dort wächst nichts, es ist meist weit unter 0°, man kann die Luft nicht atmen. Eine sehr unerfreuliche Situation, ganz besonders dann, wenn sonst niemand da ist, man sich nicht mit dem Rest der Welt in Verbindung setzen kann und bis zur Ankunft der Folgemission Jahre vergehen.

Formales zum Marsianer

Ich war sehr gespannt zu schauen, wie der Protagonist da rauskommen will. Weir schreibt den Großteil des Buchs als Logbuch, also in Ich-Perspektive als täglicher Eintrag der Ereignisse. Dadurch fühlt man sich ziemlich in die Situation hineinversetzt, denn man erhält einen Einblick in Watneys Gedanken und Pläne. Allerdings weiss man, genau wie Watney selbst, noch nicht, ob das alles auch so klappen wird wie geplant. Kleinere Passagen spielen auf der Erde und zeigen die Reaktionen und Pläne der NASA. Weir stellt dabei keine bestimmten Personen besonders heraus – der Fokus des Buchs liegt auf Mark Watney.

Viel Technik und Wissenschaft

Ein Großteil des Buchs besteht aus Pläne schmieden:

Man kriegt also durchaus viel Technisches, Biologisches und Chemisches mit :D Manchmal schon ein bisschen zu viel. Irgendwann steig ich nicht mehr durch, wenn es darum geht, dass dies und das aus- und umgebaut wird, um diese und jene Stromleistung zu erzeugen. Aber gut, der Grundtenor ist verständlich. Es mangelt an allem und mit genialen Improvisierungen bastelt man sich eben irgendwas hin, damit man eine Weile länger überlebt. Ich könnte das dort nicht :D Aber ich bin auch kein ausgebildeter Astronaut. Es klingt jedenfalls alles sehr schlüssig und man fühlt sich hinterher ein bisschen wie ein Versteher der bemannten Raumfahrt.

Natürlich geht ab und zu auch schon mal was schief und dann heisst es plötzlich „Etwas ist schiefgelaufen. Ich wurde explosionsartig aus der Schleuse geschleudert, aber mir ist nichts passiert, weil ich den Druckanzug anhatte. Ich bin ja kein Idiot.“

Jedenfalls findet man sich als Watney immer wieder in scheinbar hoffnungslosen Situationen wieder. Das baut doch immer wieder einen Spannungsbogen auf, und ganz besonders zum Ende hin konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Habe es übrigens in drei Tagen, also wenigen Stunden, durchgelesen. Es ist eben ein Wettlauf gegen die Zeit, den unser Protagonist da mitmacht.

Der Spaß kommt nicht zu kurz

Teilweise gibt es auch ziemlich trockene Sprüche und witzige Gedankengänge. Der Mann verliert einfach seinen Humor nicht. Oder in anderen Worten: Es wird viel wissenschaftliches Zeugs behandelt, aber das Buch bleibt cool.

Der Marsianer: Bewertung

Bewertung: 4/ Sterne
Das Buch ist ziemlich realistisch geschrieben, es gibt keine überfuturistische Technik und man zaubert nicht einfach mal einen Survival-Laser aus der Tasche. Daher wirkt es sehr lebensecht, aber die Spannung leidet ein klein wenig darunter.

Dennoch, der Grundtenor bleibt: Man befindet sich in einer lebensbedrohlichen Situation und man ist allein. Man freut sich daher über alle kleinen Erfolge des Protagonisten. Einen Stern Abzug für die viele Technik und das deswegen ab und zu auftretenden „mal eben eine Seite überblättern“-Affekts :D

Der Marsianer: Zitate

S. 319
„Ich brauche die Großen Drei [die drei Lebenserhaltungssysteme]. Das Problem ist nur, dass sie eine Menge Strom fressen und ununterbrochen laufen müssen. Die Batterien der Rover [Mars-Geländewagen] liefern 18 Kilowattstunden Strom. Der Oxygenator benötigt allein schon 44,1 Kilowattstunden pro Sol [Tag]. Erkennen Sie mein Problem?

Wissen Sie was? „Kilowattstunden pro Sol“ sind eine verdammt umständliche Maßeinheit. Ich erfinde einen neuen wissenschaftlichen Namen für diese Einheit. Eine Kilowattstunde pro Sol ist … eigentlich kann sie ja heißen wie sie will … Moment …. ich bin bei sowas nicht sehr gut… ich nenne sie „Piraten-Ninja“. Alles in allem benötigen die Großen Drei 69,2 Piraten-Ninjas.“

S. 373
„Seit Sol [Tag] 6 wollte sich so schnell wie möglich hier raus. Jetzt habe ich bei der Vorstellung, die Wohnkuppel zu verlassen, eine Heidenangst. Ich brauche ein wenig Ermunterung und frage mich: „Was würde ein Apollo-Astronaut [Mondmissionen der 70er Jahre] tun?“
Er würde drei Whiskey Sour trinken, mit der Corvette zum Startplatz fahren und in einer Kapsel, die kleiner ist als mein Rover, zum Mond fliegen. Mann, die Jungs waren wirklich cool.“

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