[Video] Wie findet man historische Wege mit moderner Karte?

Am einfachsten findet ihr Hohlwege mit einer Lidar-basierten Reliefkarte, die manche Bundesländer schon anbieten. Dort springen einen die alten Wege fast schon an. Alten Wegen kann man auch mithilfe einer historischen Karte auf die Spur kommen kann. Allerdings hat man nicht immer eine gut aufgelöste Reliefkarte oder historisches Kartenmaterial zur Hand. Daher wäre es interessant, ob man historischen Straßen – optimalerweise als Hohlweg manifestiert – auch auf einer normalen Karte auf die Spur kommen kann.

Dieses Video hält den Suchprozess fest und zeigt, worauf man bei der Suche nach Hohlwegen am heimischen Computer achten muss. Danach hab ich mich natürlich auch vor Ort umgeschaut. Das Resultat ist nicht ganz so astrein wie erhofft, aber auch kein Schlag ins Wasser. Am Ende besuche ich die verwunschen wirkende Ruine der mittelalterlichen, romanischen Wallfahrtskapelle St. Maria in Lichtenklingen und lass dort auch die Drohne aufsteigen.

Fun with Maps

Video: Wie findet man historische Wege?

YouTube

Dieses Video ist aufgrund deiner Datenschutzeinstellungen gesperrt. Mit dem Laden des Videos akzeptierst du die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

0:00 Hinweise für das Suchen nach historischen Wegen in Open Street Map
13:26 In Geo Tracker Zielmarken setzen
14:17 Suche im Gelände
21:05 Alter Steinbruch
23:16 Romanische Kirchenruine St. Maria in Lichtenklingen
24:54 Drohne kommt zum Einsatz
27:04 Ziegelfund im Mauerwerk?
28:31 Resumee

Die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte nun noch als Text.

Mit Open Street Map Altwege und Hohlwege finden

Auf Open Street Map bekommt ihr eine detaillierte Karte mit vielen Wegenamen – auch dann, wenn es nur kleine Waldwege sind. Lasst euch die Ebene „Radfahrerkarte“ einblenden, dann seht ihr auch Geländehöhen – die für die Suche nach alten Hohlwegen sehr wichtig sind.

Im Mittelalter unterscheiden sich die Straßenverläufe in zwei wesentlichen Punkten von heutigen Straßen:

  • Kein Zickzack
  • nicht befestigt

Das bedeutet insgesamt: Straßen führten in hügeligen Gebieten bevorzugt über die Bergrücken, weil es dort nicht feucht ist und die Wege nicht abzusichern waren. Um dort hinaufzukommen, fuhr man den direkten Weg, ohne Zickzack, steil nach oben.

» Ausführliche Informationen zum mittelalterlichen Straßenverlauf

Alte Hohlwege kann man in der Regel nur noch im Wald finden. Nur dort erhalten sie sich über die Jahrhunderte gut genug, dass man noch etwas sehen kann.  Sucht also nach einem hügeligen Wald :D  Und nach was sollt ihr dort nun Ausschau halten?

Sternkreuzungen

Im Mittelalter richtete man sich nach gut sichtbaren, markanten Landmarken, auf die Wege zuführten. So entstanden häufig große Straßenmittelpunkte, an denen sich zwei, drei oder mehr Straßen kreuzten. Sie wurden nach dem markanten Merkmal benannt, an dem sie zusammentrafen. Daher heißen solche Kreuzungen häufig

  • „Hoher Baum“,
  • „Weißer Stein“,
  • „Drei Eichen“, oder auch
  • „Hohler Kästenbaum“,
  • „Rauhe Buche“,
  • „Zollstock“ (nach einem hier errichteten Grenzpfahl zwischen zwei Gebieten).

Findet ihr solche großen Kreuzungen im Wald, die dann auch noch einen solchen Landmarken-Namen tragen, dann ist das oft ein guter Hinweis darauf, dass die Kreuzung sehr alt ist.

Sternkreuzung "Wolfsgrube"
Als Beispiel: Wolfsgrube im Odenwald

Höhenwege

Sucht nach Wegen, die immer oben auf den Bergrücken verlaufen. Die Bergrücken waren beliebt, weil sich hier kein Wasser staut und man die Straßen nicht wegen steiler Abhänge befestigen musste.

Heute gibt es diese Wege häufig noch als eingezeichnete Fuß- oder Fahrradwege. Und oftmals heißen sie auch noch immer „Höhenweg“ oder „Hochstraße“. Führen sie auch noch zu großen Sternkreuzungen mit markantem Namen, seid ihr ziemlich sicher einer historischen Straße auf der Spur. Um auf diese Straße hinaufzukommen, muss es irgendwo Aufstiege gegeben haben. Die sind häufig steil und es bilden sich Hohlwege.

Hinweise auf diese Aufstiege findet ihr über Ortsnamenstraßen und Wegezipfel:

Ortsnamenstraßen und Straßennamen

Haltet an den Ortsrändern Ausschau nach Straßen, die vom Ortskern wegweisen und nach einem Nachbarort in dieser Richtung benannt sind. Das sind oft die ursprünglichen Verbindungswege zwischen zwei Orten, die aber nach dem Mittelalter nicht mehr vom Alltagsverkehr genutzt wurden. Da diese Wege häufig steil und unbequem waren, wurden sie eben durch befestigte Straßen in den Tälern ersetzt. Dennoch verweisen die Straßennamen darauf, wo der alte Weg liegt.

Ortsnamenwege als Hinweis auf historische Verbindungen
Hier weist der Schönauer Weg genau auf Schönau – es liegt nur eine Hügelkette dazwischen.

Auch weitere topographische Straßennamen im Ort können solche Hinweise sein. Im Screenshot seht ihr einen Wolfsgrubenweg, der genau wie der Schönauer Weg zur Kreuzung „Wolfsgrube“ führt. Namen wie „zur Stiefelhöhe“ und „Hahnbergweg“ sprechen genau die gleiche Sprache: Sie weisen darauf hin, was ihr Ziel war.

Übrigens: Die in Südwestdeutschland häufige Straßenbezeichnung mit „Klingen“ im Namen weist oft auf ein tief eingeschnittenes Tal in einem Berghang hin. Klingenstraßen sind also keine Handwerkerstraßen oder so, sondern leiten sich oft davon ab, dass sie in eben dieses Klingental führen.

St. Maria in Lichtenklingen
Sehr schöne Ruine der Wallfahrtskapelle St. Maria in Lichtenklingen

Markant zum Berg weisende Straßenzipfel

Ähnlich sieht es mit Straßenzipfeln aus, die markant zum Berg hin weisen. Das können Reste von alten Verbindungsstraßen sein. Sie wurden ein Stück weit modern bebaut, aber wenn der Weg dann zu steil wird, hört die Bebauung auf und der Weg wird nicht weiter genutzt. Kommt noch ein „sprechender“ Name hinzu, wie gerade beschrieben, ist das ein deutlicher Hinweis, aber auch ohne kann es sein, dass es eigentlich keine Sackgasse ist, sondern der Weg zumindest für Fußgänger noch weitergehen kann.


Gefällt dir mein Beitrag?

Kaffee spendieren

Mit einem Kaffee würdest du mich sehr glücklich machen! :D


Sinn einer Straße?

Dieser Punkt ist schwammiger und setzt etwas Ortskenntnis voraus. Es ist praktisch wenn man weiß, was hier im Mittelalter zu finden war, wie alt die Orte etwa sind, wo es Klöster oder wichtige Produktionsorte gab und wer wohin welche Verbindungen hatte.

Es ist zu bedenken, dass eine Straße zu irgendeinem Mini-Gehöft sich weniger niedergeschlagen hat als ein Hauptverkehrsweg. Daher sollte man vor Ort nicht enttäuscht sein, wenn zwar alle Anzeichen auf einen alten Hohlweg hindeuten, aber vor Ort keiner da ist. Das Verkehrsaufkommen kann sehr klein gewesen sein, so dass einfach nicht viel zu finden ist und die restlichen Spuren schon längst verschwunden sind.

St. Maria in Lichtenklingen
Die Infotafel an der Kapellenruine St. Maria in Lichtenklingen: Ja, hier soll es spuken!

Zur Genauigkeit von Open Street Maps

[Nachtrag aus November 2017] Hier ein Vergleich der Topographie aus Open Street Maps mit hochauflösenden Lidar-Daten aus dem bodenviewer.hessen.de. Es ist wieder das Beispiel aus dem Video mit der Wolfsgrube und dem Schönauer Weg :D Mithilfe der Schummerungskarte lässt sich die These mit dem Schönauer Weg hier nicht nachweisen, weil leider das Kartenmaterial nicht so weit reicht. Die Wolfsgrube ist aber noch drauf, und dazu auch einige prägnante Hohlwegbündel:

Hier im Vergleich seht ihr gut die Grenzen von der physikalischen Karte aus Open Street Maps. Zwar sind die vorhandenen Wege in Open Street Maps sehr genau verzeichnet, aber die Topographie ist zu undeutlich. Sehr markante Höhenrücken, die auf der Schummerungskarte sehr deutlich zu sehen sind, fallen in Open Street Maps kaum auf, alles wirkt wesentlich sanfter.

Das sollte man beim Betrachten einer physikalischen Karte im Hinterkopf behalten: Die Topographie kann hier täuschen!

Ähnliche Beiträge

2 Comments

    1. Ravana

      Hallo Frederick, nein, im Mittelpunkt stand das bei mir noch nicht, auch wenn es natürlich nahe liegt und auch gut bekannt ist. Gerade alte Römerstraßen haben sich oft in Gewanngrenzen verwandelt, weil man sie nicht so einfach überpflügen konnte. Das ist ein sehr interessantes Thema, bei dem man lokal/regional schön eigene Forschung betreiben könnte. Oft hat es natürlich auch schon jemand anderes gemacht :-/
      Viele Grüße
      Debbie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert