Die Bafög-Hexe from hell

Folgendes trug sich seit anno domini 2011 im Bafög-Amt meines Vertrauens in Bezug auf die Akte „Lucyda“ zu. Ich beginne mit der Vorzeit und nähere mich am Schluss den heutigen Ereignissen an.

Vor etwa genau zwei Jahresumläufen begab ich mich voller Naivität und Vertrauen mit meinem Bafög-Antrag zum entsprechenden Amt, in der Hoffnung auf eine rasche Bearbeitung und einen positiven Bescheid. Wie in jedem guten Krimi ging es um viel Geld. Die genauen Details dieser Frühzeit des Bafög-Dramas verschwinden bereits im Nebel der Vergessenheit, grob lässt sich die Geschichte jedoch noch rekonstruieren.

Danach folgen die heutigen Ereignisse (beides eine Tragödie).

Was zuvor geschah

An der Info-Theke, an der ich meinen Antrag abgab, traf ich erstmals auf die Bafög-Hexe from hell, im Folgenden „Bafög-Hexe“ genannt. Sie blätterte meinen Antrag durch, rügte mich für kleinere Versäumnisse und nahm mir im Grunde bereits die Hoffnung auf eine Bearbeitung in diesem Jahrhundert.

Es war eine Dame, der man eine gewisse Freude daran anmerkt, anderen Leuten Hoffnungen zu zerstören. Eine, die nicht freundlich sagt „Es fehlt Formular X, bitte reichen Sie das nach“, sondern „Wieso haben Sie Formular X nicht ausgefüllt? Ohne kann ich den Antrag nicht bearbeiten und das wird sich sehr rauszögern.“ – „Ja, ich wusste nicht, dass ich das Formular ausfüllen muss.“ – „Tja, ohne kann ich nichts machen.“ Und lächelt dabei eiskalt-wohlwollend-diebisch.

Die geforderten Unterlagen gab ich kurz darauf persönlich an der Theke bei einer anderen Dame ab und kam nochmals zwei Wochen später, um zu fragen, ob die Unterlagen eingegangen wären und der Antrag bearbeitet werde. Wieder traf ich auf die Bafög-Hexe.

Ich erklärte, dass ich die Unterlagen hier abgegeben hätte und die Kollegin hätte einen Empfangsstempel draufgemacht. Die Bafög-Hexe konnte im PC keine Neuigkeiten feststellen, suchte dann die ganze Theke ab und ging anschließend meine Akte aus ihrem Büro holen (zufällig ist sie per Alphabet auch meine zuständige Sachbearbeiterin).

„Hier ist doch alles. Wieso haben Sie nicht gleich gesagt, dass Ihr Antrag noch nicht bearbeitet ist? Dann kann ja nichts im PC sein.“ – „Ja, ich wusste ja nicht, ob er bearbeitet ist oder nicht.“ – „Jetzt bin ich durch den ganzen Flur gerannt wegen der Akte und kann Ihnen auch nicht mehr sagen als vorher.“

Sie ist einfach eine fiese Vettel, die NIEMALS freundlich antworten kann und IMMER dem armen Antragsteller die Schuld gibt, ganz egal an was. Wenn man nicht von der Dame abhängig wäre, würde man ihr ja gerne vor den Kopf knallen, dass SIE die Bafög-Hexe sei und sich mit Formularen, Vorgängen und Akten auskennt, und nicht ich als Studentin.

Naja. Nachdem die anfänglich fehlenden Unterlagen alle eingereicht waren, wartete ich brav meine drei Monate ab – so lange sollte die Antragsbearbeitung wohl nach Berichten dauern. In der Zeit lernte ich, sehr, seeeehr sparsam mit Geld umzugehen und meine Bank freute sich über jede Menge Dispo-Zinsen.

Aber das sollte noch nicht ausreichen. Nach drei Monaten wartete ich im Grunde täglich auf einen Bescheid, hoffentlich positiv, vllt. aber auch negativ, aber Hauptsache wissen, was los ist.

Nach etwa vier Monaten rief ich bei der Bafög-Hexe an. „Nein, der Antrag ist noch nicht bearbeitet. Warten Sie ab, wir melden uns.“

Ich wartete weiter ab. Etwa einen weiteren Monat später erreichte mich ein postalisches Schreiben, dass noch irgendeine Unterlage fehlen würde. Ich gab sie innerhalb von drei Tagen persönlich an der Info-Theke ab und rief nach zwei Wochen nochmal an, ob nun alles beisammen sei und wann ich mit einem Bescheid rechnen könne. „Wenn Sie den Zettel abgegeben haben, dann wird er wohl da sein und der Antrag wird bearbeitet. Warten Sie ab.“

Ich wartete weiter ab. Weitere zwei Monate später rief ich erneut an und stellte fest, dass ich einen neuen Sachbearbeiter zugeteilt bekommen hatte, einen wohlwollenden, engelhaften Herrn, nachfolgend liebevoll „Kögi“ genannt. Kögi warf einen Blick in meine Akte und teilte mir mit, dass der Antrag auf Eis gelegt sei, da die Unterlage fehlte, die ich nachgereicht hatte.

Die Abgabefrist war längst verstrichen, aber statt bei mir einfach per Mail nachzufragen, was los sei, hatte die Bafög-Hexe meine Akte zugeklappt und sie hämisch grinsend – ähm ja – ad acta gelegt -.- Ich bekam kaum Luft vor Wut und schilderte Kögi meinen Fall und meine ausnehmend lange Wartezeit von bislang sieben Monaten. Zudem reichte ich umgehend die fehlende Unterlage nochmals ein.

Anschließend fragte ich bereits nach zwei Wochen nach, wie der Stand der Bearbeitung sei, Kögi erteilte mir auch bereitwillig die Auskunft, dass der Antrag bei seinem Vorgesetzten zur Prüfung vorliege.

Nochmal zwei Wochen später teilte er mir dann mit, dass ein positiver Bescheid ergangen sei und ich am Ende des Monats eine Nachzahlung von sieben Monaten zusammen mit der Zahlung für den Folgemonat (November 2011) erhalten würde. Großer Jubel in meinem bescheidenen Heim ^^

Die Zusammenarbeit mit Kögi gestaltete sich bis Sommer 2013 auch als sehr erfrischend. Wenn irgendwann irgendwas fehlte, teilte er mir das umgehend per Mail mit (also etwa 2000x so schnell wie auf dem Postweg). Als ich im November 2011 frühzeitig den Folgeantrag für 2012 einreichte, zitierte er mich umgehend zu sich und teilte mir mit, dass die hohe Nachzahlung auf meinem Konto einen erneuten positiven Bescheid verhindern würde (weil – ich ja zu reich war wegen der Nachzahlung…) und ich den Antrag besser nochmal mitnehme und dann stelle, wenn ich unter den Freigrenzen liege. Sehr angenehm alles.

Nähern wir uns langsam der Gegenwart ..

Ja. Nun hatte ich Anfang Dezember 2012 einen Folgeantrag für 2013 gestellt, der ab März 2013 greifen sollte. Da ich bis Mitte Februar, also 2,5 Monate später rein gar nichts von Kögi gehört hatte und ich bereits begann, mich um ihn zu sorgen, rief ich an, um nachzufragen.

Oh Schreck! Die Bafög-Hexe war wieder da. Ich bin wieder in ihren Zuständigkeitsbereich gerutscht und konnte ihre Freude förmlich raushören, als sie mir mitteilte, dass ich für März leider kein Geld bekommen kann, und sie hätte mir erst gestern ein Schreiben geschickt, dass zwei Formulare fehlen. Ich berichtete darüber.

Eine so gütige Dame, die mir nach 2,5 Monaten gerade dann rechtzeitig ein Problem mitteilt, wenn ich es nicht mehr lösen kann. „Dann leihen Sie sich doch das Geld, Sie sind nicht die einzige mit dem Problem.“ – Das glaube ich gern. Vermutlich macht sie das bei allen, die per Nachname in ihrem Vorhof der Hölle gelandet sind.

Gut, heute war ich da, um dem Bösen von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Die Bafög-Hexe heißt nicht nur so, sie sieht auch so aus (bei allem Respekt). Eine fiese Alte im Minirock, die mit Sicherheit Hänsel und Gretel in ihrem Schreibtisch eingesperrt hat, um sie nach der Sprechstunde zu fressen.

Beschwingt legte ich ihr meine Leistungsnachweise auf den Tisch, die sie gefordert hatte. „Ah, dieser hier ist falsch. Da steht Semester 3 und nicht Semester 4 drauf. Ich brauche einen Nachweis für das 4. Semester.“„Ich bin in Archäologie erst jetzt ins 4. Semester gekommen.“ – „Aha, haben Sie gewechselt?“ – „Jaaaa..“ – „Ah. Da steht’s ja. Das habe ich vergessen nachzutragen. Dann wären Ihre Nachweise noch gar nicht nötig gewesen.“ (grinst fies). „Dann kann ich Ihnen nur bis August Bafög bewilligen, dann müssen Sie das nachreichen.“ – „Ok, kann ich die Nachweise gleich hier lassen? Ich habe die erforderlichen Punkte ja schon bis Semester 3 erbracht.“ – „Nein, es muss Semester 4 draufstehen.“ – „Aber wenn ich die Leistung doch jetzt schon habe…“ – „Nein, es muss Semester 4 drauf stehen.“

Anschließend fragte ich, ob ich denn Ende des Monats für April wieder eine Zahlung erhalte, inklusive der Nachzahlung für März. „Nein, Sie bekommen erst Ende April wieder Geld.“ – „Aber .. aber..? Sie hatten doch gesagt, wenn ich in DIESE Sprechstunde hier komme, können Sie das noch anweisen?“ – „Das war wohl ein Missverständnis. Leihen Sie sich was.“ – „Aber .. aber ..“ – Diese Dame muss eine diebische Freude daran haben, den Leuten mitzuteilen, dass sie einen weiteren Monat kein Geld bekommen.

Als ich aufstand, fragte ich nochmal nach, ob ich das ganz richtig verstanden hätte, dass ich erst Ende April wieder Geld bekomme. „Ja. Äh, ja, oder? Nun haben Sie mich ganz durcheinander gebracht.“ Glücklicherweise sprang ihr Kollege im selben Raum ein und sagte, dass wenn sie meinen Antrag bis morgen fertig macht, ich dann auch Ende DIESEN Monats wieder Geld bekomme. „Ach ja, richtig. Wieso haben Sie mich auch so durcheinandergebracht.“

Erleichtert verließ ich schnell den Raum und das Gebäude, bevor sie sich in eine Fledermaus verwandeln und mich aussaugen konnte.

Wie das Drama weitergeht, sehen Sie hier.

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